Affiliate Marketing für mobile Geräte: aufdringlich oder zweckmäßig?

Die steigende Anzahl an Leuten, die Mobil- und Video-Content abrufen hat die Wachstumsrate des Digital Marketing stark beschleunigt. Untersuchungen von Nielsen ergaben, dass das Volumen der Kampagnen mit einer mobilen Komponente, das durch Digital Ad Ratings gemessen wurde, sich im vergangenen Jahr um mehr als das Fünffache erhöht hat. Aktuell umfasst mehr als die Hälfte (55 Prozent) aller gemessenen digitalen Werbekampagnen eine mobile Komponente.  

Es ist weithin anerkannt, dass mobile Geräte der beste Weg sind, um Kunden zu erreichen und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um mit Kunden über mobile Geräte zu kommunizieren. Die Herausforderung besteht darin, wie man diese Interaktionen monetarisieren kann, ohne gleichzeitig aufdringlich zu wirken oder die Kunden mit irrelevanten Angeboten zu verprellen. Das ist äußerst wichtig, denn Unternehmen sehen sich der Herausforderung gegenüber, neue Einnahmequellen ausfindig zu machen. 

Ami Spencer, International Publisher Director
Ami Spencer, International Publisher Director

Da das Mobile Marketing eine immens große Menge an unstrukturierten Daten mit sich bringt, werden künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zum Schlüssel, um all diese Daten in wertvolle Marketinginformationen umzuwandeln. Bis vor kurzem gab es noch nicht genügend Marketingdaten, um sie mit Methoden der künstlichen Intelligenz zu verarbeiten – das war, als würde man einen Vorschlaghammer verwenden, um eine Nuss zu knacken. Nun, da der Strom an Marketingdaten exponentiell ansteigt, nimmt die künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle ein. Push-Benachrichtigungen, SMS-Nachrichten und In-App-Purchases oder Werbeanzeigen gibt es schon eine Weile, alle mit variierendem Grad an Erfolg und Kundenakzeptanz. Aber Unternehmen könnten die zusätzlichen Informationen bezüglich der Geo-Location Data, die sie von der mobilen Plattform erhalten, besser nutzen, um für Kunden direkte Dienstleistungen zu erbringen, ohne dabei die Nutzungserfahrung zu trüben. Dies ist eine riesige Chance – und das nicht nur für Vermarkter, die zur richtigen Zeit und am richtigen Ort mit ihren Kunden in Kontakt treten wollen. Es ist auch eine gute Möglichkeit, um Daten über einzelne Personen zu erfassen, die wertvolle Informationen für die umfassendere Marketingstrategie des Unternehmens liefern, wodurch alle zukünftigen Marketingmitteilungen effektiver personalisiert werden können. 

Bad Robot 

In der Eile, sich möglichst schnell auf Mobile Engagement umzustellen, hat es nicht jeder richtig angepackt. Es wurde beispielsweise in Großbritanniens berichtet, dass das Information Commissionier’s Office (ICO) zahlreiche Beschwerden von Leuten erhielt, die ungewollte Nachrichten zur Promotion von Glücksspiel-Websites erhalten hatten. Das ICO sagte, diese Spam-Nachrichten hoben “spezielle Probleme im Bereich des Affiliate Marketing” im Glücksspiel-Sektor hervor. 

Das ICO kontaktierte 400 Unternehmen, von denen vermutet wurde, persönliche Daten zweckzuentfremden, und bat diese Unternehmen offenzulegen, wie sie Nutzerdaten verwenden. Bei Nichteinhaltung waren potentielle Geldstrafen von bis zu 500.000 Pfund Sterling zu erwarten. Ab nächsten Mai sehen sich Vermarkter, die das Mobile Engagement Marketing falsch auslegen und verwenden, einem noch viel größeren Risiko als lediglich der Distanzierung von Kunden gegenüber. Die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO, engl. GDPR legislation) verschärft nun die Vorschriften zum Datenschutz und die Strafen für deren Überschreitung sind möglicherweise enorm – es handelt sich um Geldstrafen von bis zu 10 Millionen Euro oder 2% des weltweiten Jahresumsatzes, je nachdem welcher Wert höher ist. 

Trotzdem sind sich die Brands – und zwar besonders diejenigen an der Spitze des Einzelhandels – sehr wohl dessen bewusst, dass heutzutage jedermann mindestens ein mobiles Gerät mit sich trägt, das ihnen die Möglichkeit bietet, direkt mit Kunden in Kontakt zu treten. Um diese Gelegenheit gesetzeskonform für effektives Marketing nutzen zu können, muss gewährleistet werden, dass die oberste Priorität eines Unternehmens darin besteht, dass jeder einzelne Mitarbeiter mit der DSGVO und deren möglichen Folgen vertraut ist. Die DSGVO unterscheidet explizit zwischen der Zuständigkeit von datenverarbeitenden und datenkontrollierenden Personen. Es ist wichtig, ein klares Verständnis darüber zu erhalten, wo Ihre jeweiligen Marketingaktivitäten angebracht sind. 

Es ist ebenso wesentlich sicherzustellen, dass Kunden dem Erhalt von Marketingbotschaften zugestimmt haben. Es ist sinnvoll, die Zustimmungsmechanismen für Push-Benachrichtigungen zu überprüfen. Positiv gesehen kann die Investition in die Stärkung von Zustimmungsmechanismen die Tür zu wesentlich leistungsfähigerem und effektiverem Marketing öffnen. 

Mobile Marketing – So funktioniert es für Sie 

Jede Art von Unternehmen sollten Affiliate Marketing auf mobilen Geräten in Erwägung ziehen. Bei Mobile Marketing geht es nicht mehr nur darum, die Daten bezüglich Zeit und Ort zu verwenden und so die Umwandlungsraten in die Höhe zu treiben. Es können mehrere Online-Berührungspunkte in Betracht gezogen werden, zum Beispiel Stimmungsanalysen auf Sozialen Netzwerken oder anhand des Web-Browser-Verlaufs um zu verstehen, wo es Verkaufspotenzial gibt und wie das Targeting zielgerichteter und akkurater gestaltet werden kann. 

Es gibt keinen Zweifel daran, dass die kraftvolle Kombination aus Sozialen Netzwerken und mobilen Geräten mehr Spontankäufe erfassen kann. Eine Pendlerin liest eventuell auf dem Weg zur Arbeit ihren liebsten Lifestyle-Blog, auf dem gerade die Vorzüge eines neuen Beauty-Produktes gelobt werden. Während ihrer Mittagspause klickt sie von dem Blog weiter zu ihren sozialen Netzen. Auf dem Weg nach Hause wird sie eine gezielte Werbeanzeige für genau dieses Produkt in ihrer Facebook-Timeline sehen, basierend auf Ihrem Browser-Verlauf. Sie kann also kurzerhand auf die Anzeige klicken und das Produkt erwerben. Typischerweise sind für diese Art von Spontankäufen auf mobilen Geräten eher Produkte mit geringerem Warenwert geeignet – der Durchschnittserlös pro Besuch einer E-Commerce Seite liegt bei 0,87 US-Dollar für Handynutzer, im Vergleich zu 4,11 US-Dollar für PC-Nutzer. 

Publisher wie Vouchercloud nutzen vermehrt Geo-Targeting, um Kunden an bestimmten Orten zu erreichen. Ein Pendler an einer Bushaltestelle erhält eventuell Pop-Up-Werbeanzeigen auf seinem Handy, die anbieten, Lebensmittel online zu bestellen und am selben Abend nach Hause geliefert zu bekommen. Andere Kampagnen zielten auch auf Leute an Bahnhöfen ab, die gerade ihren letzten Zug verpasst haben, und boten einen Gutschein für die Nutzung von Uber an. Der Heilige Gral des Marketings ist es, das Real-Life-Problem eines Kunden genau in dem Moment zu lösen, in dem es benötigt wird – und es gibt keine Zweifel darüber, dass Mobile Marketing dies erreicht. 

Personalisierung – Der Schlüssel zur Kundenakzeptanz 

All das klingt perfekt aus der Perspektive eines Einzelhändlers oder eines Brand Marketers – aber was ist mit den Konsumenten? Geht das Targeting über mobile Geräte einen Schritt zu weit? Während einige Leute die Werbeanzeigen als Preis für den Konsum von Content akzeptieren werden, werden andere schlecht gezielte Werbeanzeigen als Spam ansehen. Die Brands müssen sich dem Risiko annehmen, dass sie durch die Personalisierung eventuell zu aufdringlich sind und auch die Relevanz des Content Targeting berücksichtigen. 

 Hier kommen die künstliche Intelligenz und das maschinelle Lernen ins Spiel, die Millionen von Datenquellen erfassen und für uns Sinn in diese Daten bringen, sodass wir diese Information intelligent nutzen können. Das beinhaltet Datenquellen auf verschiedenen Devices sowie operative Plattformen. Während wir uns eher zu einer Mobile-First-Welt hin verlagern, wird künstliche Intelligenz eine größere Rolle beim Thema Mobile Marketing spielen und Brands dabei helfen, ihren Content auf jeden einzelnen User zuzuschneiden. 

Die besten Vorgehensweisen für Mobile Marketing 

– Es gibt eine Reihe an Best Practices wenn es darum geht, Affiliate Marketing auf mobile Geräte zu übertragen: 

– Stellen Sie sicher, dass das Mobile Messaging stets personalisiert ist, und zwar basierend auf den Daten und den verhaltenstechnischen Informationen, die Sie haben. Ansonsten riskieren Sie, Kunden zu verlieren. 

– Gestalten Sie ihre Zustimmungsmechanismen so, dass sie dazu beitragen, Kunden zum Kauf ihres Produktes oder zum Kauf in ihrem Unternehmen anzuregen. Während Sie darüber nachdenken, wie Sie Ihre Kunden am besten davon überzeugen können, dem Mobile Marketing zuzustimmen, ist es unumgänglich, auch die Frage “Was habe ich davon?” auf Seite der Kunden zu bedenken. 

– Stellen Sie sicher, dass das komplette Mobile Targeting aufgezeichnet wird – sämtliche Bemühungen des Mobile Marketings werden umsonst sein, wenn die Aktivität außerhalb der von den Affiliates verfolgten Konversationen stattfindet. 

– Schalten Sie nicht einfach nur das Mobile Marketing an und lassen Sie es laufen. Es ist unverzichtbar, Tests durchzuführen und ständig dazuzulernen. Hören Sie der Zielgruppe zu, bevor Sie über mobile Geräte in Kontakt treten. Machen Sie kurze Tests. Hören Sie sich das Kundenfeedback an, um Ihr Konzept laufend zu optimieren – egal, ob es sich dabei um die direkte Antwort auf eine Nachricht oder um ein bestimmtes Interaktionsverhalten handelt. Wenn Kunden Ihren Newsletter abbestellen oder Ihre App löschen, nachdem Sie eine Nachricht auf das Handy gesendet haben, ist es an der Zeit, das Konzept zu überdenken. 

– Arbeiten Sie mit Publishern zusammen, die nachweisen können, dass ihre Zielgruppe im Bereich mobiler Geräte kontaktfreudig ist und die ausgefeilte Techniken des Targetings basierend auf verhaltenstechnischen Daten anwenden. Hier ist die Kombination aus Social Media und Marketing besonders wirksam, denn sie bietet ein natürliches Forum für den gegenseitigen Austausch und ermöglicht mehrere verschiedene Arten von Content. Es geht nicht ausschließlich darum, mit Rabatt-Coupons um sich zu werfen. Stattdessen sollten Vermarkter eine Vielfalt an Ansätzen verwenden, um Menschen zu begeistern und verschiedene Medien, Videos oder Fragebögen verwenden. 

Mobile Devices und künstliche Intelligenz – Eine im Himmel geschlossene Marketing-Hochzeit 

Mobile Marketing sollte kein nachträglicher Einfall sein, trotzdem wird hier allzu oft nicht richtig budgetiert. Gleichzeitig müssen Unternehmen sorgfältig definieren, was sie sich vom Mobile Marketing erwarten und realistische Leistungskennzahlen (engl. Key Performance Indicator, KPI) festlegen. Auch wenn das Sortiment eines Unternehmens gut für den Kauf über mobile Geräte geeignet ist, können Mobile Marketer mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz Zugang zu einem ganz neuen Level umsetzbarer Daten-Einblicke gelangen. Jedes Unternehmen profitiert von Mobile Marketing. 

Mobile Marketing ist eine sich immer noch stark entwickelnde Disziplin. Es gibt viel darüber zu lernen, welchen Beitrag künstliche Intelligenz leisten kann. Vermarkter müssen Mobile Marketing personenbezogen und für bestimmte Individuen relevant gestalten, ohne dabei die etwas unheimliche Grenze zu überschreiten, die den Leuten das Gefühl gibt, Big Brother beobachtet sie. Das bedeutet nicht, dass Brands darauf warten sollen, dass die Konkurrenz dies zuerst in Angriff nimmt und einen Vorsprung erhält. Mobile Marketing, das durch künstliche Intelligenz angetrieben wird, ist eine Gelegenheit, die hier und jetzt ergriffen werden muss.